Therapie der Depression

Das Ziel der Therapie von Depressionen ist es, den Betroffenen in akuten Belastungssituationen zu stabilisieren, die Ursachen für das Entstehen der Depression gemeinsam zu erarbeiten und dann schrittweise den Weg aus der Depression zu finden.

Wenn eine depressive Erkrankung festgestellt wurde, bespricht der Arzt oder Therapeut gemeinsam mit dem Patienten das weitere Vorgehen und unterstützt ihn, die für ihn passende Behandlungsform auszuwählen und einzuleiten.

Depressionen sind in der Regel gut zu behandeln. Dazu stehen mehrere Möglichkeiten der Therapie zur Verfügung:

  • medikamentöse Behandlung
  • psychotherapeutische Behandlung
  • Kombinationstherapie aus Medikamenten und Psychotherapie

Welche Behandlung für einen Patienten geeignet ist, hängt vom Schweregrad der Erkrankung und dem bisherigen Krankheitsverlauf sowie von dessen persönlichen Wünschen ab. 

Die Behandlung verfolgt stets mehrere Ziele. Die Symptome der Depression sollen so weit zurückgehen, dass die Betroffenen ihr seelisches Gleichgewicht wiederfinden und wieder in der Lage sind, ihren sozialen wie beruflichen Alltag mit Freude und Erfolg zu bewältigen, um ein ausgefülltes, zufriedenstellendes Leben zu führen. Darüber hinaus soll die Wahrscheinlichkeit für einen Rückfall oder eine spätere Wiedererkrankung so gering wie möglich gehalten werden.

Abschnitte der Therapie

1. Akuttherapie

In der Akuttherapie geht es darum, die akut vorliegenden Beschwerden und Anzeichen der Depression so schnell und so gut wie möglich zu behandeln, bis sie weitestgehend verschwunden sind.

2. Erhaltungstherapie
Wenn das der Fall ist, setzt die Erhaltungstherapie ein. Durch eine Weiterführung der gewählten Behandlung über etwa vier bis neun Monate bei medikamentöser und acht bis zwölf Monate bei psychotherapeutischer Behandlung soll sich der Zustand stabilisieren. Damit kann die Gefahr eines Rückfalls erheblich gesenkt werden. Es ist also wichtig, die gewählte Behandlung nicht vorschnell abzubrechen, sobald eine Linderung der Beschwerden eingetreten ist, sondern den ursächlichen und aufrechterhaltenden Bedingungen der Depression auf den Grund zu gehen und kontinuierlich an diesen zu arbeiten.
3. Rezidivprophylaxe
Bei bestimmten Patienten sollte sich an die Erhaltungstherapie eine weitere Behandlung zur Vorbeugung gegen ein erneutes Auftreten nach vollständiger Genesung anschließen (Rezidivprophylaxe). Die Behandlung kann sich über ein Jahr oder länger erstrecken und wird insbesondere dann empfohlen, wenn ein Patient mit Depression schon mehrere Rückfälle erlebt hat, während der depressiven Phase sehr stark eingeschränkt war oder an einer chronischen Depression leidet.

Therapieformen

Medikamentöse Therapie

Eine Depression kann auch mit Medikamenten behandelt werden, die auf die Psyche wirken. Da diese gezielt gegen (lateinisch: anti) Depressionen wirken, werden sie auch Antidepressiva genannt (Einzahl: Antidepressivum).

Zur Behandlung von depressiven Störungen stehen zahlreiche Medikamente zur Verfügung. Bei mittel- oder schwergradigen depressiven Episoden wird Betroffenen eine Behandlung mit Medikamenten, häufig in Kombination mit einer Psychotherapie, angeboten. Die Medikamente können allerdings vielfältige Nebenwirkungen aufweisen. Generell ist bei der medikamentösen Behandlung Nutzen und Risiko miteinander abzuwägen. Daher wird bei der Erstbehandlung von einer leichten depressiven Episode oft vom Einsatz von Antidepressiva abgesehen. In der Regel greifen die medikamentösen Therapien in den Hirnstoffwechsel ein und verändern bestimmte Stoffwechselvorgänge zwischen Nervenzellen.

  • Die wichtigsten Wirkstoffgruppen:

  • klassische Antidepressiva (wirken je nach genauem Typ des Medikaments stimmungsaufhellend, beruhigend oder antriebssteigernd)
  • Wiederaufnahmehemmer (erhöhen die Konzentration von den Botenstoffen im Gehirn, die der Depression entgegenwirken)
  • Inhibitoren (verhindern den Abbau von den Botenstoffen im Gehirn, die der Depression entgegenwirken)
  • weitere Antidepressiva
  • pflanzliche Antidepressiva

Psychotherapie

In der Psychotherapie versucht der Psychotherapeut den Patienten (im Gespräch oder mit bestimmten Übungen) dabei zu unterstützen, den Weg aus der Depression zu finden. Der Patient hat hierbei eine aktive Rolle. Das bedeutet, Psychotherapie ist weitgehend Hilfe zur Selbsthilfe.

Es gibt viele verschiedene Arten und Formen der Psychotherapie. In Deutschland werden aber bei der Behandlung von Depressionen ambulant (in der Praxis) in der Regel nur Psychotherapieverfahren von den gesetzlichen Krankenkassen anerkannt und bezahlt, die zu den sogenannten Richtlinienverfahren gehören. Als Richtlinienverfahren gelten die Verhaltenstherapie, die psychoanalytisch begründeten Verfahren (Psychoanalyse und tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie) und die systemische Therapie.

 

Verhaltenstherapie

Bei Depression wird als spezifische psychotherapeutische Form eher die kognitive Verhaltenstherapie (KVT) empfohlen. Dabei wird nach einer umfassenden Ursachenklärung versucht, depressive Verhaltensweisen wie Rückzug oder Grübeln durch die Förderung von angenehmen Aktivitäten im Tagesgeschehen zu ersetzen und soziale Kompetenzen zu festigen. Grundlage des Vorgehens ist der Zusammenhang von Stimmung, Verhalten und Gedanken und die wechselseitige Beeinflussung dieser Bereiche. Da die Stimmung in der Regel nur indirekt zu verändern ist, setzt der therapeutische Weg auf der Ebene des Verhaltens und der Gedanken an.

Betroffene nehmen ihre negativen Kommunikationsmuster mit anderen oft gar nicht mehr wahr und brauchen hierbei Unterstützung. Das Hinterfragen negativer Gedankenmuster und ungünstiger Grundannahmen im Rahmen der KVT hat zum Ziel, diese depressionsfördernden Mechanismen zu durchbrechen, um den Weg aus der Depression zu finden.

Systemische Therapie
Die systemische Therapie ist neben der Verhaltenstherapie und den tiefenpsychologischen Therapien eines der wichtigsten psychotherapeutischen Verfahren. Der systemische Ansatz sieht Menschen nicht für sich allein, sondern als Teil eines sozialen Systems. Die systemische Therapie ist eine vorwiegend gesprächsorientierte Methode, was bedeutet, dass die anwesenden Mitglieder des Systems mit dem Therapeuten über die Probleme und Schwierigkeiten sprechen. Diese Gespräche sind jedoch immer lösungs- und nicht problemorientiert, d.h. das Gespräch soll nicht auf das Problem fokussieren, sondern immer mögliche Lösungen im Blick haben, diese entwickeln und greifbar machen. In diesem Sinne werden auch die Stärken und Ressourcen der Beteiligten besonders betont.
Tiefenpsychologisch fundierte Verfahren

Die „TP“ hat zum Ziel, die Ursachen der Beschwerden / des Verhaltens zu ergründen. In der Therapie beschäftigt man sich tiefgehend mit der eigenen Persönlichkeit und der Entstehung der entwicklungsbedingten Probleme. Die TP geht davon aus, dass unbewusste psychische Vorgänge (unbewusste Konflikte, verdrängte Erfahrungen) eine Wirkung auf die psychische Gesundheit des Menschen haben.

Psychoanalyse

Die Psychoanalyse ist eine von Sigmund Freud entwickelte Methode, die die unbewussten Motive eines Verhaltens erforscht. Psychoanalyse ist eine Form der unaufhörlichen Wahrheitssuche, so Freud, und deckt individuelle und kollektive Selbsttäuschungen, Täuschungen, Illusionen und Wahrnehmungsverzerrungen auf. Damit hat sie zum Ziel, die unbewussten Bedeutungen von Erfahrungen, Gefühlen, Gedanken, Vorstellungen und Handlungen zu verstehen.

Wirksamkeit der Psychotherapie

Die Wirksamkeit psychotherapeutischer Verfahren konnte in Studien zuverlässig nachgewiesen werden, wobei die meisten Belege für die Wirksamkeit bei leichter und mittelgradiger Depression vorliegen und mit denen einer medikamentösen Behandlung vergleichbar sind. Bei mittelgradigen bis schweren Depressionen setzt die Wirkung psychotherapeutischer Behandlung in der Regel etwas später ein als bei einer Behandlung mit Medikamenten und ist bei sehr schwer ausgeprägten Krankheitszeichen oft nicht alleine möglich. Hier sind Kombinationsbehandlungen (Psychotherapie und Medikamente) wirkungsstärker.

Online-Selbsthilfe / Novego

Nicht jeder Betroffene hat Zugang zu einer Therapie oder muss zum Teil sehr lange auf einen Therapieplatz warten. Bei diesem Problem setzen viele neue Entwicklungen im Therapiebereich an, die das Internet miteinbeziehen. Therapeutische Online-Angebote können die vorhandene Versorgungslücke schließen und eine zukunftsorientierte Ergänzung zur Behandlung von Depressionen darstellen.

Das Internet wird hierfür auf ganz unterschiedliche Weise genutzt, die Möglichkeiten reichen von einer Art Briefverkehr bis zu einer psychologischen Behandlung durch eine strukturierte Unterstützung (begleitet durch Psychologen) wie bei unserem Novego-Programm gegen Depressionen. Allen gemein ist die therapeutische Kommunikation über das Internet, in anderen Ländern (z.B. England oder Holland) ist diese unkomplizierte, direkte und effiziente Therapieform schon lange Standard.

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Selbsthilfe bei Depressionen

Wenn eine Depression vorliegt, gibt es verschiedene Ideen, die man unkompliziert umsetzen kann, um sich selbst zu helfen. Hierzu gehört zum einen die Reduktion von Stress- und Belastungsfaktoren im Alltag, soweit das möglich ist. Die eigene Stimmung und die Zufriedenheit mit sich selbst kann man bereits durch eine regelmäßige Tagesstruktur sowie ausreichenden und erholsamen Schlaf wieder verbessern. Speziell Sport und Bewegung werden in ihrer antidepressiven Wirkung eine immer größer werdende Bedeutung beigemessen.

Zu Anregungen für Selbsthilfe bei Depressionen gehört auch die Bedeutung von sozialen Kontakten zu Freunden oder Familienangehörigen. Ein ausgewogenes Maß an Kontakt und Austausch im Alltag sowie das Planen und Unternehmen von schönen Aktivitäten kann unterstützend wirken – gegen vorhandene Depressionen, aber auch präventiv schützen! Eine wichtige Ergänzung sind Entspannungsverfahren wie das Autogene Training oder die Progressive Muskelrelaxation nach Jacobson. Momente der Ruhe und des Innehaltens können als regenerative Inseln im Tagesablauf fungieren und immer wieder neue Kraft spenden.

Aussicht auf Gesundung?

Krankheitsverlauf und –dauer einer Depression sind von Patient zu Patient sehr unterschiedlich. Allen Depressionen Tgemein ist die atsache, dass sie auch ohne Behandlung nach einer bestimmten Zeit wieder abklingen können.

Mit einer Behandlung, die auf die persönlichen Bedürfnisse und Voraussetzungen des Einzelnen abgestimmt ist, fühlen sich viele Patienten nach einigen Monaten wieder deutlich besser.
In seltenen Fällen kann eine Depression auch chronisch werden. Chronisch bedeutet, sie dauert zwei Jahre oder länger an.

Wichtiger Hinweis

Die hier vorliegenden Informationen zur Behandlung von Depressionen beruhen auf der Nationalen Versorgungsleitlinie zur Depression, welche die besten derzeit verfügbaren Kenntnisse darstellt. Dabei ist zu beachten, dass die hier vorgestellten Behandlungsmöglichkeiten unter bestimmten Bedingungen angepasst werden müssen. Die persönlichen Wünsche und Lebensziele des Patienten spielen eine wichtige Rolle. Auch das Alter, der Schweregrad der Erkrankung, mögliche Nebenerkrankungen und alle eingenommenen Medikamente können die Empfehlungen mitunter stark beeinflussen. Betroffene sollten ihren Arzt oder Psychologen daher unbedingt über all diese Faktoren in Kenntnis setzen, damit dieser die passende Behandlungsform entsprechend der oben genannten Kriterien auswählen kann. Die ausgewählte Behandlungsform ist nicht immer die neueste oder die kostenintensivste. Maßgeblich ist, dass die Therapie die beste Wahl für den Betroffenen darstellt. Innovation und hohe Kosten sind nicht identisch mit der höchsten Qualität einer Therapie für einen Patienten. Bei Fragen hierzu sollten sich Betroffene immer an ihren behandelnden Arzt oder Psychologen wenden.

Dies ist eine unabhängige Patienteninformation, die ohne Mitwirken von Sponsoren erarbeitet wurde, mit dem Ziel, unseren Nutzern bedarfsorientierte und qualitativ hochwertige Inhalte zu präsentieren, die auch ohne medizinisches Fachwissen verständlich sind. Es wird keinerlei Anspruch auf Vollständigkeit erhoben. In allen Belangen kann und sollte der behandelnde Arzt konsultiert werden. Diese Patienteninformation kann keine ärztliche Beratung, Diagnostik oder Therapie ersetzen.